Als Motorradfahrer achtet man auch auf andere Motorräder und dabei ist bestimmt schon einmal ein lautes (mehrfaches) Knallen aufgefallen.
Dabei handelt es sich um eine Fehlzündung, die sowohl bei Autos als auch Motorrädern auftreten kann.
Alles, was für dich relevant zu wissen ist, thematisieren wir in diesem Beitrag.
Fehlzündungen eines Motorrads werden durch unverbranntes Gas, welches in den Krümmer gelangt, hervorgerufen. Beim Kontakt des Kraftstoffes mit der Hitze des Krümmers, explodiert der Kraftstoff impulsiv und es ertönt ein lautes Knallen.
Jetzt weißt Du allerdings noch nicht, wie das alles genau passiert, welche Konsequenzen beziehungsweise Schäden entstehen können und so weiter.
Beginnen wir bei der Entstehung.
Was sind Fehlzündungen und wie entstehen sie?
Fehlzündungen sind, wie bereits in der Einleitung genannt, unverbranntes Gas bzw. unverbrannter Treibstoff, welcher im Krümmer durch die hohen Temperaturen schlagartig explodiert.
Diese impulsive Explosion lässt dann den Knall ertönen.
Falls Du es noch nicht verstanden hast, keine Sorge. Wir erklären dies ausgiebig.
Zunächst erstmal zum Krümmer. Der Krümmer ist eine Komponente der Abgasabwicklung und leitet die Abgase, die der Motor erzeugt zum Auspuff weiter.
Quasi eine Schnittstelle vor dem Auspuff.
Krümmer müssen sehr temperaturbeständig sein, da während der Fahrt viel Kraftstoff verbrannt und dementsprechend viel Abgas erzeugt wird, welches eine hohe Temperatur hat.
Diese hohe Temperatur ist später in Verbindung mit etwas Kraftstoff die Schlüsselkomponente für Fehlzündungen.
Ist der Motor nun also warm gefahren, hat der Krümmer auch eine entsprechende Temperatur.
Hoch entzündlicher Treibstoff wie Benzin, wird schlagartig beim Kontakt mit dem heißen Krümmer explodieren. Beim Explodieren entsteht, je nach Menge an Benzin, ein oder mehrere laute Knallgeräusche.
Genau so entstehen übrigens auch Flammen hinten am Auspuff.
Das mit dem Krümmer hätten wir also geklärt, wie funktioniert das nun mit dem unverbrannten Kraftstoff?
Das tritt vor allem bei älteren oder Maschinen mit mehreren Kilometern auf. Moderne Motorräder hingegen sind in der Regel sehr gut abgestimmt.
Sollte unverbranntes Benzin in den Abgastrakt gelangen, bedeutet es, dass die Mechanik nicht perfekt aufeinander abgestimmt ist.
Fehlzündungen sind also im wahrsten Sinne ein Fehler in der Technik.
Bei älteren Maschinen ist es oft der Fall, dass wenn man in einem hohen Drehzahlbereich fährt, das Gas wegnimmt und dann versucht den Gasgriff kurz vor dem Anschlag der Motorbremse zu halten, es dann passieren kann, dass unverbranntes Gas in den Krümmer gelangt.
Da die Technik des Motors die haargenaue Grenze der Motorbremse nicht mehr richtig erkennt, aber trotzdem Benzin einlässt, welches jedoch nicht mehr verarbeitet wird, gelangt es in den Krümmer und explodiert.
Den Gasgriff kurz vor der Motorbremse zu halten löst also die Zufuhr unverbrannten Kraftstoffes in den Krümmer aus.
Ein Begriff dafür sind die Zündkerzen. Tritt das Problem häufig auf, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zündkerzen nicht in Ordnung sind, sehr hoch. Defekte Zündkerzen sind eines der größten Ursachen für Fehlzündungen.
Kann man Fehlzündungen provozieren?
Ja, Fehlzündungen können beim Motorrad provziert werden. Dazu gibt es zwei gängige Methoden, welche entweder mit dem Gasgriff oder mit dem Not-Aus Schalter provoziert werden können.
Wir raten vom Provozieren jedoch ab, da die impulsiven Fehlzündungen besonders in engen Straßen mit hohen Gebäuden lautstark hallen und gleichzeitig unerwarteten Druck auf die Bauteile deines Motorrads ausüben.
Es geht auch nicht mit jedem Motorrad,
Methode 1: Motorrad Fehlzündungen durch Gasspiel provozieren
Um die Fehlzündungen jetzt also zu provozieren, muss verschiedenes ausprobiert werden, da es je nach Motorrad unterschiedlich sein kann.
Die wohl gängigste Methode ist das Austesten des Punktes zwischen Gas und der Motorbremse am Gasgriff.
Wie zuvor genannt, sind ältere Maschinen und Motorräder mit mehreren Kilometern auf dem Zähler nicht mehr technisch exakt eingestellt.
Bei solchen Motorrädern entsteht meistens nach kurzer Fahrzeit ein sehr kleines Spiel am Gasgriff zwischen Gas geben und der Motorbremse. (Siehe Bild)
Bei dieser Methode wird also das Motorrad zunächst warm gefahren, da es ansonsten im Krümmer nicht knallen kann.
Man kann die Temperatur des Krümmers gut testen, indem man die Hand vor den Krümmer und den Auspuff hält, aber natürlich nicht berührt.
Fährt man das Motorrad warm, muss getestet werden, in welchem Drehzahlbereich es am besten funktioniert. Von Motorrad zu Motorrad ist es nämlich sehr unterschiedlich.
Oft eignen sich der 2. bis 4. Gang am idealsten. Dazu wird das Motorrad auf eine Drehzahl von ca. 5.000 bis 6.000 Umdrehungen gebracht.
Dort ist es ideal, um Fehlzündungen zu provozieren.
Ist die Drehzahl erreicht, musst Du das Gas wegnehmen und anschließend, während das Motorrad runter tourt, wieder ein wenig Gas geben.
Dabei ist es wichtig, dass Du nicht zu viel Gas zu gibst, sondern lediglich an der Grenze der Motorbremse bleibst.
Jetzt sollte es soweit sein, dass ab und zu ein lauter Knall entsteht, also nicht erschrecken.
Es kann sein, dass diese Methode mit deinem Motorrad nicht funktioniert, sollte das der Fall sein, einfach mehrmals ausprobieren oder zur nächsten Methode springen.
Grund dafür kann beispielsweise ein zu neues Motorrad sein, es hängt von vielen Faktoren ab.
Methode 2: Not-Aus Schalter benutzen, um Fehlzündungen zu provozieren
Bei der zweiten Methode musst Du das Motorrad natürlich auch warm fahren, damit der unverbrannte Treibstoff im Abgastrakt explodieren kann.
Diese Methode ist unserers Erachtens nach schädlicher, da sie nicht nur den Abgastrakt zusätzlich belastet, sondern auch noch Einspritzungen etc. durcheinander bringt.
Um bei dieser Methode die Fehlzündung zu provozieren, ist es zunächst egal in welchem Gang Du dich befindest.
Die Strecke sollte allerdings einiger Maßen frei sein.
Man fährt zuerst bei einer niedrigen Drehzahl, gibt daraufhin Vollgas, um die Drehzahl rapide zu erhöhen und schaltet anschließend den Motor per Zündschlüssel oder Not-Aus Schalter aus und schaltet das Motorrad wieder an.
Zusätzlich dazu kann beim Anmachen weiterhin Gas in Intervallen gegeben werden, je nachdem wie viel unverbrannten Treibstoff man zum Explodieren bringen möchte.
Während des Anschaltens wird der überflüssige Treibstoff also in den Abgastrakt weitergeleitet, wo dieser explosiv verbrennt und laut knallt.
Sind Fehlzündungen schädlich für das Motorrad?
Nun entsteht natürlich die Frage, ob Fehlzündungen beim Motorrad schädlich sind.
Ja, Fehlzündungen sind schädlich. Folgende Motorrad Komponenten kommen dabei zu Schaden:
- Krümmer
- Lambdasonde
- Schalldämpfer
- Katalysator
- (Bei Methode Not-Aus) Einspritzanlage
Aber wie genau entstehen die Schäden und ist es wirklich so riskant für diese Motorradteile?
Zuvor haben wir bereits erklärt, wie Fehlzündungen zustande kommen.
Auf natürlichem Wege liegt es oft an defekten Zündkerzen und das Resultat unverbrannten Treibstoffes ist dann das Knallen im Auspuff durch die Hitze.
Die Kernkomponenten, die auf diesem Wege beeinflusst werden liegen hauptsächlich im Abgastrakt, da dort letztendlich auch die Explosion stattfindet.
Jetzt wird es technisch.
Im Abgassystem herrschen sogenannte Druckschwingungen, die ein schnelles Abführen der Abgase ermöglichen.
Diese Druckschwingungen werden mithilfe der Auspuffbirne und dem Krümmer aufgebaut.
Nun entsteht eine unerwartete Explosion (die Fehlzündung) im Krümmer, welche das Druckverhältnis beeinflusst und Abgase direkt dem Krümmer zuführt.
Dass diese Explosionen dem Krümmer, trotz seiner extrem hohen Temperaturbeständigkeit, schädigen, ist bereits erschließbar.
Außerdem schädigt die Fehlzündung der Lambdasonde, welche den Restsauerstoffgehalt im Abgas vergleicht.
Daraus resultiert, dass das Verbrennungsluftverhältnis nicht mehr richtig bestimmt werden kann, welches ebenfalls Folgen mit sich zieht.
Wie erwartet schadet es außerdem dem Schalldämpfer, welcher eine derartige Erhöhung des Schalles nicht umwandeln kann.
Die Funktion des Schalldämpfers verfällt also bei einer solchen Explosion.
Neben diesen ganzen Aspekten leidet auch der Katalysator, da durch den im Krümmer verbrannten Treibstoff ein unvorhergesehener Katalysezyklus erzeugt wird.
Sind Fehlzündungen eigentlich legal?
Gute Frage. Wir haben eine Antwort.
Fehlzündungen sind im Prinzip legal. Allerdings sind absichtlich hervorgerufene Fehlzündungen beim Gebrauch des Motorrads übermäßiger Lärm, weshalb dies Deutschland mit Bußgeldern bestraft werden kann.
Das ganze ist natürlich auch schwierig nachzuweisen, wir empfehlen jedoch keine Fehlzündungen beim Motorrad zu provozieren.
Kann man Fehlzündungen beheben?
Ja, Fehlzündungen sind ein technischer Defekt und können deshalb auch behoben werden.
Der vorherigen Text klärt, dass ungewollte Fehlzündungen hauptsächlich an defekten Zündkerzen liegen. Deshalb ist es ratsam die Zündkerzen überprüfen zu lassen und gegebenenfalls auszutauschen.
Solltest Du diese austauschen wollen, empfehlen wir dir diese Zündkerzen von Amazon sofern diese zu deinem Motorrad passen.
Außerdem kann eine weitere Ursache das ältere Baujahr deines Motorrads sein.
Diese sind meist nicht so detailliert abgestimmt, wie die heutigen Motoren und haben deshalb den einen oder anderen Defekt.
Allgemein ist es jedoch immer ratsam mit einem solchen Anliegen zu einer professionellen Werkstatt zu fahren und das Motorrad überprüfen zu lassen.
Dort überprüft die Werkstatt die Zündkerze direkt und es wird schnell erkenntlich, um welches Problem es sich handelt.
Warum gibt es viele Fehlzündungen beim Rennsport?
Der Rennsport ist ein Thema für sich, denn die Motorräder für den Rennsport sind sehr unterschiedlich zu herkömmlichen Motorrädern.
Im Gegensatz sind diese auf die reine Leistung ausgelegt, um möglichst viel Zeit pro Runde einsparen zu können und dann letztendlich als Sieger aus dem Rennen gehen zu können.
Solche Maschinen haben eine wirklich sehr hohe Leistung der Technik. Vieles ist auch völlig anders konzipiert als bei herkömmlichen Motorrädern.
Beim Rennsport sind Fehlzündungen aus diesem Grund gängig: Rennfahrer kuppeln nicht auf normalem Wege. Durch den Wechsel des Ganges mithilfe einer Zündunterbrechung wird der Zeitverlust einer normalen Kupplung vermieden. Der nicht verbrauchte Treibstoff verbrennt währenddessen im sehr heißen Abgastrakt und Auspüffe können sogar Flammen schießen.
Bei diesen Motorrädern ist die Technik aber darauf abgestimmt.
Das bedeutet also, dass die Schäden einkalkuliert werden und möglichst resistente Bauteile verwendet werden.
So erhält sich das Motorrad besser und es ist langlebiger!
Fazit
Um das Konzept nochmal zusammenzufassen: Fehlzündungen entstehen im Abgastrakt und genauer im Krümmer.
Dort entzündet sich unverbrannter Kraftstoff aufgrund der hohen Temperatur schlagartig und erzeugt einen lauten Knall, nämliche die Fehlzündung beim Motorrad.
Hält man den Gasgriff an der Grenze der Motorbremse und tourt gleichzeitig von einer hohen Drehzahl runter, kann die Fehlzündung provoziert werden.
Außerdem kann der Not-Aus Schalter eine Fehlzündung provozieren!
Dazu gibt man viel Gas und schaltet das Motorrad mit dem Not-Aus Schalter aus.
Augenblicklich schaltest Du es wieder an und es kann beliebig viel Gas zum Verbrennen gegeben werden.
Dieses ganze Konzept der Fehlzündung ist grundsätzlich schädlich für mehrere Komponenten am Motorrad.
Unter diesem Vorgang leidet hautpsächlich der Abgastrakt.
Sollte die Fehlzündung auch ohne Provokation entstehen, deutet es auf einen Defekt der Zündkerze hin, hierzu sollte immer ein professioneller Mechaniker herangezogen werden.